Jahresbericht 2023

Der Verein Rumpelhalde blickt zurück auf ein ereignisreiches Jahr. Die Lohkaninchen, unsere Schafherde, das Bienenvolk und das Rumpelhalden-Weideland hielten uns auch 2023 auf Trab. Gemeinsam meisterten wir die anfallende Arbeit, teilten die Freude, aber auch die traurigen Momente. «10 Jahre Rumpelhalde!». Darauf stiessen wir an der Jubiläumssitzung im Säli des Restaurants Frieden an. Die Gründungsmitglieder blicken freudig zurück. Die kleinen Kinder von damals sind Teenager geworden und neue Familien rücken nach.

Gleich zu Beginn des Jahres bangen wir um Caramelli. Es ist schon dunkel und unser Lieblingskaninchen kommt nicht wie gewohnt heim in den Stall. Ist er uns entwischt oder hat ihn gar der Wolf aus Leimbach geholt? Spät abends sitzt er plötzlich auf der Box und knabbert Heu. Alles ist nochmals gut gegangen.

Auch im Winter dürfen die Schafe auf der Rumpelhalde ab und zu ihre Beine vertreten auf der Winterweide. Sie geniessen den Auslauf. Ufuk und Anne finden feine Leckerbissen wie Mistelzweige und Tannenäste, die sie sogar von weit her zu unseren Tieren chauffieren. Mehrere Vereinsmitglieder besuchen im Winter 2023 einen Schafhalterkurs. Caramelli ist immer mal wieder verschnupft. Er erholt sich aber jedes Mal.

Im März werden Frühlingsarbeiten auf der Rumpelhalde durchgeführt, darunter auch eine gründliche Ausmistaktion. Die Obstbäume werden geschnitten und die Weiden gerecht. Die Misthaufen werden neu umgeschichtet. Sabrina und ihre Familie werden neue Aktivmitglieder.

Die Auen erhalten in diesen Frühlingsmonaten Zusatzfutter. Es braucht viel Heu. Christine organisiert mehrere Transporte. Schliesslich finden wir kein Bio-Heu mehr aus der Region. Alle Bauernbetriebe sind ausgeschossen. Wir müssen nehmen, was wir kriegen. Unsere Auen sind inzwischen alle kugelrund. Wir fiebern mit und rechnen jeden Moment mit den Lämmern. Am 8. März die Überraschung: Christine findet morgens Juli mit zwei kleinen Lämmli im Stall. Das Mutterschaf hat Angst vor den zwei Jungen. Nina, Annette und Peter schauen zu den Kleinen. Die beiden Lämmer werden zusammen mit dem Mutterschaf abgetrennt. Von Zeit zu Zeit muss man Juli halten, so dass die zwei Jungen säugen können. Alle helfen mit bis Mitternacht. Fünf Mal täglich wird die Prozedur wiederholt. Es ist eine intensive Zeit für alle. Aber Fläckli und sein weisses Schwesterlein nehmen gut zu. Gewogen werden die Lämmer in der Kranwage in einem Migros-Sack.

Alara und Ufuk basteln derweil schöne Bügelperlen-Kaninchen für das grosse Gehege. So können wir uns alle endlich die Namen unserer Lohkaninchen merken. Auch die Nauturgruppe Affoltern interessiert sich für die Rumpelhalde. Unsere Präsidentin Annemarie organisiert einen Naturspaziergang.

Mitte März bringt Rosa Drillinge zur Welt. Zwei Weibchen und ein Böckli. Dieses Mal gelingt das Säugen von Beginn weg. Alle sind erleichtert. Denn es geht gleich weiter: Graziella gebärt zwei Böckli. Die kleinen Schafe wiegen etwa so viel wie ein Menschenkind. Das weisse Böckli ist 3.1 Kilo schwer. Schliesslich wirft auch Delana noch Drillinge. Zwei Weibchen und ein Böckli. Das Erstgeborene kann seine Hinterbeine nicht bewegen und nicht trinken. Wir lassen die Tierärztin kommen. Sie vermutet einen Selenmangel. Fehlt dieses Spurenelement, so kann es zu Muskelschwund beim Tier kommen. Delana wird regelmässig gemolken und das Kleine die ganze Nacht geschöppelt. Das Mutterschaft beginnt das Kleine zu verstossen. Mit 2.6 Kilo ist es deutlich leichter als die anderen Lämmer. Am nächsten Morgen trinkt es nur noch halbherzig. Hinzu kommt eine Verletzung am Vorderfuss. Die Tierärztin versucht, den Appetit des Jungschafes nochmals mit einem Medikament anzuregen. Leider ohne Erfolg. Am Nachmittag entscheidet man dann gemeinsam, das kleine Lamm einzuschläfern. So ist in diesen Tagen Freude und Leid eng beisammen. Wir sind traurig über den Tod des kleinen Lamms von Delana und gleichzeitig entzückt über die neun kleinen Lämmer die bei uns gesund heranwachsen dürfen.

Am 13. April – direkt an unserem Gründungstag vor 10 Jahren – wird bei Selina auf das Jubiläum angestossen. Annemarie und Lea spinnen aus der Schafswolle Schnur. Die beiden Kaninchenböcke und eine Kaninchendame werden zusammengeführt. Niklaus richtet eine Weide speziell für diesen Anlass ein. Gibts Osterhasen auf der Rumpelhalde? Wir warten Woche für Woche ab. Aber dieses Mal hat es nicht geklappt. Der Kaninchennachwuchs bleibt leider aus.

Derweil erhalten die Schafe ihre Namen. Julis Zwillinge werden Lumi und Sprägel getauft. Rosas Drillinge heissen Mascara, Bruno und Nuvola. Graziellas beide Lämmer Fred und George. Die Zwillinge von Delana schliesslich Pepe und Malou. Wer die Lämmer auseinanderhalten kann? Die Kinder kennen jeden Namen, erklären den Erwachsenen die feinen Unterschiede und bemerken jeden Entwicklungsschritt.

Es wird warm auf der Rumpelhalde und die 14-köpfige Schafherde frisst definitiv zu viel, um mit den eigenen Rumpelhalden-Weiden auszukommen. Im Mai besprechen wir das Weidemanagement und fragen in der Nachbarschaft an, ob wir die Tiere bei ihnen Weiden lassen dürfen. An der Schützenmatt haben sich gleich zwei Familien bereit erklärt ihre Wiesen «mähen» zu lassen, ein Streifen der Stadt wurde beweidet am Waldrand der Käferholzstrasse und auch rund um die Hochhäuser der BBZ wurde der Zaun gespannt. Das Ausbringen und Einholen der Schafe über die Käferholzstrasse treibt bei einigen den Adrenalinpegel in die Höhe. So viele kleine Schafe auf die richtige Weide zu bringen, ist gar nicht so einfach. Auch die Bienen schwärmen aus und werden wieder zurückgeholt und in ihr neues Zuhause einquartiert.

Leider klemmt sich der kleine Sprägel im Sommer den Vorderlauf bei einem Baumstamm ein. Das Lamm muss notgeschlachtet werden. Der ganze Verein ist traurig über diesen Verlust. Aber es gibt weiterhin viel zu tun: Die jungen Böckli Bruno, Fred und George müssen kastriert werden. Und die Alten werden geschärt. Schliesslich wird die ganze Herde entwurmt. Bei den Bienen durften wir endlich wieder Honig ernten – wenn auch nicht viel. Die sechs Honigwaben wurden bei unseren Krematorium-Nachbarimkern Zuhause geschleudert und gesiebt.

Nach so viel Action braucht es zwischendurch auch wieder ein gemütliches Zusammentreffen für die Gemeinschaft. Und so organisiert der Verein im Sommer eine Brunch-Tavolata für alle Interessierten mit Buffet am Waldrand. Im August spriesst und wächst alles formidabel in Christines Gartenbeeten dank der guten Pflege und dem kostbaren Mist. Es ist so heiss, dass eine Spaziergängerin uns per E-Mail informiert, eines der Schafe liege wohl in den Wehen. Fehlalarm! Es ist auch einfach den Vierbeinern etwas warm.

Im September wurde das Jubiläums-Rumpelhaldenfest am 10. des Monats ein besonderes Highlight. Die Planung beginnt im August. Die Kinder malen ein schönes Plakat und Anne entwirft fotografiert die Rumpelhaldekinder für die Flyer. Alle helfen mit und verteilen die Werbung im Quartier und bei ihren Schulgspänli. Dominik bastelt aus Holz schöne Medaillen für den Hindernisparcours. Pfefferminz-Sirup wird gebraut, Guetlis gebacken und Peperoni eingelegt, Konfi gekocht und aus der Kapuzinerkresse vom Rumpelhalden-Hochbeet gibt es einen feinen Pesto. Auch die Etiketten für den Sommerhonig wurden von den Kindern selbst entworfen. Die Sommerhonig-Ernte umfasst dieses Jahr 6.2 kg. So viele selbstgemachte Köstlichkeiten stehen bereit für den Verkauf am Rumpelhaldenfest. Dann ist es endlich soweit! Wieder bei heissen Temperaturen feiern wir das Rumpelhaldenfest. Die Erwachsenen geniessen das feine Buffet und ein kühles Bier. Die Kinder bemalen Wimpel und Karten. Annemarie und Christine führen unsere Besucherinnen durch die Rumpelhalde. Ein Highlight ist der Hindernisparcours für die Kinder. Am Abend lassen wir den Abend ausklingen bei einer feinen Suppe von Lea, Schlangenbrot vom Feuer und räumen gemeinsam auf. Mit dem Erlös decken wir die Kosten für neue Anschaffungen und Futter für die Tiere.

Im Herbst hauen die Schafe ab. Zum Glück ist der Spazierweg am Käferberg auch beliebt bei ETH-Assistentinnen und Assistenten. Sie haben gerne geholfen und bringen die Schafe gemeinsam mit Anna wieder in den Stall.

Die Kinder zeigen die Rumpelhalde gerne ihren Gspänli. Und so kommen die Kindergärten von Neve, Carlotta und Oona jeweils einmal auf der Rumpelhalde zu Besuch und Mira feiert ihren Geburtstag am Waldrand, nahe bei den Tieren. Auch eine Hortgruppe aus dem Hürstholz schaut vorbei auf der Rumpelhalde und erhält eine Einführung.

Nuvola, Pepe, Fred, George, Bruno, Mascara und Malou werden im November im Tierspital Zürich geschlachtet. Einige Tage später werden 14 Mischpakete Lammfleisch abgepackt und an die Aktivmitglieder verkauft. Die Felle werden auch weiterverarbeitet und in die Gerberei geschickt.

Abgeschlossen wird das Jubiläumsjahr mit einem von Annette spontan organisierten Räbeliechtli-Umzug. Nach dem Schnitzen spazieren die Kinder im Dunkeln zum Wald hoch. Fein sind der Punsch, die Grittibänzen und die warmen Marroni von Sabrina. Ende November heissts dann nochmals Ausmisten im Schafstall. Und auch die Kleinen helfen wieder mit. Dominik flickt den maroden Stallboden.

Caramelli ist im Winter wieder häufig und stark verschnupft. Die Tierärztin verschreibt ihm Medikamente. Im Dezember muss die Tierambulanz gerufen werden. Wir vermuten Moderhinke bei unserem Schaf Graziella. Zum Glück ein Fehlalarm. Unsere Schafe sind gesund. Und zum Abschluss erleuchtet wie jedes Jahr der Rumpelhalden-Weihnachtsbaum hoch über Zürich Nord.

Das Jahr 2023 war geprägt von neuem Leben und einigen Abschieden auf der Rumpelhalde. Es ist eine Freude, zusammen zu arbeiten und diesem wilden Leben zuzuschauen.

Der Verein Rumpelhalde bedankt sich herzlich bei den Familien und Genossenschaften, welche ihre Wiesen zur Verfügung gestellt haben: Herr Bachmann für die Wiese und Familie Diez für den Wasserzugang, Wilfried & Anja für die Wiese, Claudia Bamert und der BBZ für Weide, Strom und Wasser, Grün Stadt Zürich für die Weide und Siegrun für den Wasserzugang. Andrea und Raphael für das Honigschleudern in ihrer Wohnung. Wir danken herzlich der Baugenossenschaft Heimet für die Spende von Wasser und Strom. Wir danken der Eigentümergemeinschaft Schützenmatt für die jährliche Überlassung ihrer Wiese zur Beweidung. Eine grosse Umarmung auch an Siegrun Krayer, die sich seit 11 Jahren als Revisorin zur Verfügung stellt. Und zu guter Letzt vielen Dank an Grün Stadt Zürich für die Möglichkeit, die Weide zu pachten. Wir bedanken uns herzlich bei allen aktiven Unterstützer:innen, Spender:innen und Passivmitgliedern für die grosszügige Unterstützung!


Danke allen für die schöne gemeinsame Zeit auf der Rumpelhalde und euer Engagement!